Ein Hund zeigt ein bestimmtes Verhalten nur dann, wenn es sich für ihn in irgendeiner Art und Weise lohnt. Diesen Satz gilt es für das Training grundsätzlich erst einmal zu verinnerlichen. Ein lohnendes Verhalten definiert sich für einen Hund dadurch, dass ihm daraufhin etwas Angenehmes widerfährt oder aber, dass er unangenehmen Folgen entgehen kann.
Mit dem Wunsch-Glauben, dass sich ein Hund einzig durch seine Motivation, gefallen zu wollen, oder durch das automatische Spiegeln der Emotionen und des Verhaltens seines Menschen, komplett wünschenswert benehmen würde, und deshalb anderweitige Belohnungen oder Trainingsmaßnahmen überflüssig wären, muss an dieser Stelle leider aufgeräumt werden.
Natürlich kann die Freude oder Ruhe seines geliebten Menschen beeinflussend und unterstützend auf einen Hund wirken. Spätestens aber, wenn es darum geht, seine Aufmerksamkeit inmitten verschiedenster Außenreize zu gewinnen, die für ihn mit starken, ggf. unerwünschten Emotionen verknüpft sein können, braucht es stärkere Strategien als nur ein verbales Lob bzw. ruhige oder freudige Stimmung des Menschen.
Das bedeutet aber nicht, dass ein Hund ständig gelockt und künftig immerzu materiell belohnt werden müsste. Zu Beginn eines Trainings wird der Hund zwar häufig gelockt und für jede korrekte Ausführung hochwertig belohnt. Nach und nach wird ihm aber beigebracht, auch zu kooperieren, ohne dass er regelmäßig mit einem Lockmittel und einer materiellen Belohnung rechnen kann. Man geht somit zu einer "variablen Belohnungsrate" über und belohnt unvorhersehbar für den Hund mal hochwertiger und mal "nur" mit freudiger verbaler Anerkennung. Dabei sollte man sich an dem Schwierigkeitsgrad einer Situation und dem Leistungsstand des Hundes orientieren. Großartige Leistungen haben es verdient, stets angemessen belohnt zu werden!
Würde man im Training eine aversive Richtung einschlagen und den Hund anhand seiner Motivation, einer Strafe zu entgehen, kooperativ werden lassen, würde ihm nicht nur ein enormes Maß an Lebensqualität und psychischer Gesundheit genommen werden, sondern gleichzeitig auch das Verhältnis zu seinem Menschen tiefgreifend erschüttert werden. Hinzu kommt das Risiko, dass strafende Maßnahmen leicht zu Fehlverknüpfungen oder Verschlimmerungen von Verhaltensweisen führen können und dem Hund dabei keinerlei Hinweis gegeben wird, wie er sein Verhalten in Zukunft bessern kann!